Zugegeben: Bis vor einigen Jahren habe ich mich für Tiere, die kleiner als 5 cm waren, nicht wirklich interessiert. Doch mit der möglichst nachhaltigen Lebensweise und dem Gärntern kam der Wandel: Diese kleinen Dinger, ob fliegend, kriechend oder krabbelnd, ob in Baumstämmen, unter Steinen oder in der Erde lebend tun so allerhand! Sie bestäuben Pflanzen, erhalten Boden durch Humusbildung, lockern die Erde auf, sie halten sogenannte Schädlinge in Zaum bzw. können ihre Anzahl reduzieren.
In diesem Blogbeitrag möchte ich Möglichkeiten vorstellen, wie jeder auf seinem eigenen Fleckchen Land, ob groß oder klein, etwas für den Erhalt der Artenvielfalt von Insekten und anderen Nützlingen tun kann. Denn Nützlinge brauchen vorallem eins: Lebensräume, und zwar am besten so natürlich wie möglich.
In dem Gemeinschaftsgartenprojekt, in dem ich seit einigen Jahren mitgärtnere, wird auf synthetisch-chemische Dünger, sowie auf jederlei Insektizide verzichtet. Wer dies respektiert, tut schon einmal allerhand für die Insektenwelt, denn durch Insektizide verringert man nicht bloß die Anzahl sogenannter Schädlinge, sondern leider auch die Anzahl der Nützlinge. Weiterhin versuchen wir in unserem Garten möglichst viele „wilde Ecken“ zu etablieren, beziehungsweise „wild“ zu belassen. Hier dürfen Gräser wachsen, wilde Blumen blühen oder sich selbst aussähen. Es ist fast jedes Jahr aufs neue eine Überraschung, was sich im vergangenen Jahr wo ausgesäht hat und nun aufblüht. So finden wir von Jahr zu Jahr an anderen Stellen Ringelblumen, Borretsch, Amaranth, Mohn, Akelei & Co. Und nicht nur wir, sondern auch die Wildbienen freuen sich über diese Nektarquellen.
Besonders auch blühende Kräuter wie Salbei, diverse Minzsorten und mediterrane Kräuter, wie Rosmarin und Thymian sind wahre Insektenmagneten! Dem Summen der kleinen Bienchen könnte ich stundenlang lauschen und sie bei ihrem emsigen Flug von Blüte zu Blüte beobachten.
Jedes Jahr lassen wir auch ein oder zwei Exemplare einer Pflanze ausblühen. Hier seht ihr wie unser Palmkohl blüht und wie sich eine Biene an der blühenden Dolde einer Pastinake labt.
Totgehölze sind abgestorbene Bäume, bzw. ihre Teile. Je nach Holzart und Alter des Totholzes bietet dieses Lebensraum für unzählige Pilz- und Käferarten, bzw. weitere Insekten, für Moose, Farne, Amphibien, Reptilien, Spinnen, Vögel, Igel und Mäuse. Also quasi ein Allrounder! Die Lebewesen machen es sich sowohl in der Rinde, als auch im Innenraum des Holzes gemütlich und profitieren stets von einander: Insekten bringen Pilzsporen ins Gehölz, Pilze wiederum sind Nahrungsquelle für Insekten. Käfer bohren Löcher, in denen andere Insekten ihre Brut legen. Vögel leben von Insekten. Übrigens sind die meisten Wildbienenarten auf Totholz angewiesen!
Es gibt viele Wege, Totholz in seinen eigenen Garten zu integrieren. Alle haben gemein, dass die kaum Pflege benötigen und leicht anzulegen sind.
Totholzhecken bestehen aus angehäuften Ästen und Zweigen. Diese kann man mit etwas Geschick „einfach so“ anhäufen, oder man nimmt Pfähle oder dickere Äste als Stütze zu Hilfe (bietet sich an, wenn es mal wieder etwas windiger werden sollte). Mit der Zeit sackt das geschichtete Geäst durch den natürlichen Zersetzungsprozess in sich zusammen. So kann man dann nach jedem Baumschnitt im Herbst oder Frühjahr seine Totholzhecke ganz einfach auffüllen und weiter schichten. Bloß stacheliger Verschnitt, wie beispielsweise der von Brombeeren sollte in einer Totholzhecke aufgrund der Verletzungsgefahr der Tiere nichts suchen. Wir konnten in unserer Hecke schon Igel, Kröten, Vögel & Eidechsen sichten!
Totholzhaufen sind eine andere, einfache Möglichkeit der Lebensraumgestaltung. Dafür wird einfach größeres Geäst, oder Baumstämme (ganz oder zerteilt) gestapelt, bzw. an einen Platz gelegt und der Natur überlassen. Egal ob im Schatten, oder in der Sonne, es freuen sich unzählige Lebewesen! Nach einiger Zeit kann man dann von Käfern oder Holzbienen gebohrte Löcher inspizieren, Wildbienen beim Brüten beobachten oder vielleicht sogar seine eigenen Pilze aus dem Totholz ernten.
Hier seht ihr die blauschwarze Holzbiene. Sie ist die größte heimische Wildbienenart und legt als Solitärbiene ihre Brut in selbstgenagte Gänge ins Totholz.
Die naturnahe Lebensraumgestaltung im eigenen Garten kann auf großen oder auf kleinen Flächen stattfinden und ist den eigenen Bedürfnissen oder dem eigenen Geschmack ganz einfach anpassbar. Der Gemeinschaftsgarten ist Teil des Hortus-Netzwerks, welches unter der Maxime “Vielfalt, Schönheit und Nutzen” gärtnert, und sich für die biologische Vielfalt im eigenen Garten einsetzt. Wer mehr über diese Art des naturnahen Gärtnern erfahren möchte, kann sich hier belesen: Hortus-Netzwerk