Grünes vom Balkon

Essbares auf kleinem Raum – Miniselbstversorgung

Auf dem kleinen, dreieckigen Balkon meiner ersten eigenen Wohnung in Gießen habe ich Blut geleckt: In einem länglichen Balkonkasten pflanzte ich Saatscheiben mit Salat und Ruccola. Trotz der Nordwest-Ausrichtung hatte ich wohl Anfänger-Gärtnerglück: Zwei Portionen Salat konnte ich im Lauf des Sommers 2015 ernten und meine Leidenschaft war geweckt.

Seitdem genießen mein Freund und ich jährlich frisches Grün als Baby-Leaf-Salat, Ruccola, Zupfkohle und vieles mehr vom Balkon. Wenn’s nach mir gehen würde, wäre unser Balkon eine einzige Grünanlage. Aber glückliche Beziehungen leben ja bekanntlich von Kompromissen und so findet sich auf unserem Balkon neben meinem Gewächshaus, den Töpfen mit Kräutern & Blumen, den zwei Hochbeeten und dem auch Blumenkasten auch eine kleine Sitzgruppe… Ja, das war der Kompromiss! 😉 

Ich verschwinde oft für einige Stunden auf den Balkon und sähe Neues für den Balkon und Garten oder pikiere Jungpflanzen – „damit wir ‚was zu essen haben“. Oft fange ich schon im Februar mit der geschützten Aussaat drinnen oder im Frühbeet an, aber auch im März, April und Mai ist es noch lange nicht zu spät für Salate. Unter guten Bedingungen kann man noch bis einschließlich Juni oder Juli Salate und anderes Blattgemüse aussähen. Die wilde Rauke wächst sogar ganzjährig und bestimmte Sorten wie Asia-Salate fühlen sich im Spätsommer und bei kühleren Temperaturen im Herbst eh wohler. Und dann gibt es noch Postelein und Feldsalat, die ohnehin nur im Winter wachsen.  So kann man wirklich das ganze Jahr über frisches Grün vom Balkon ernten!

Ich beziehe das Saatgut von Biomärkten oder durch Onlineversand (z.B. bei bingenheimer, reinsaat, sativa oder vern) und achte, wo immer es geht auf biodynamisches Saatgut. Das bedeutet, dass die Samen samenfest sind und man aus den gezogenen Pflanzen immer wieder sein eigenes Saatgut gewinnen kann. Aber für den Anfang tut es auch „normales“ Saatgut aus dem Baumarkt. Die Hauptsache ist einfach, dass man sich dran wagt: Erde im Balkonkasten festdrücken, gut angießen, Saatgut eindrücken und bis zur Keimung feucht halten. Einige Sorten sind schon nach 4-6 Wochen pflückreif. Am einfachsten und mit dem wenigsten Aufwand klappt das ganze mit Saatscheiben (z.B. diese bunte Salatplatte), wobei die Aussaat mit Saatkörnern nur unwesentlich aufwendiger ist.

Am liebsten pflanze ich verschiedene Sorten gemischt im Beet: Es sieht so wunderbar aus, wenn sich in den Kästen und auf den Tellern die bunten Blätter und Geschmäcker mischen. Hier sind einige Sorten, die ich in den letzten Jahren anpflanzen konnte und mit denen ich Erfahrung sammeln durfte:

Asia Salate:

– Mizuna

– Red Giant

– Moutarde Rouge Metis

– Green in Snow

Blattsalate:

– Lollo Rosso und bionda

– Eichblattsalate

– Romanasalat

– Laichbacher Eissalat

– Pflücksalat „Struwwelpeter“

– Maravilla de Verano

weitere Kreuzblütler:

– wilde Rauke

– Salatrauke

– Zupfkohl „Red Russion“

– Zupfkohl „KX-1“

und:

– Gartenmelde

– Schnittmangold

– Rainbow-Mangold

– Rote Beete

Und auch Kräuter wie Koriander, Petersilie, diverse Sorten Basilikum und Schnittlauch wachsen auf Balkonen wunderbar.

Die Salatblätter ernte ich einzeln als Pflücksalat, Baby Leafs oder mittels „cut and come again“-Methode, sodass wir von einer einzelnen Pflanze mehrfach ernten und essen können. Oft wird empfohlen alle 2 Wochen neu zu sähen, aber das ist für viele Berufstätige garnicht machbar. Wenn man die Blätter einzeln pflückt, anstatt die ganze Pflanze zu ernten, hat man viel länger etwas davon :).

Wenn du mehr über den Anbau und die verschiedenen Erntemethoden von Salat erfahren willst, kann ich dir folgende zwei Videos empfehlen:

–  „Charles Dowding“ – How to grow lettuce: sow, plant, protect plus the Charles Dowding picking method

–  „GrownToCook“ – 3 ways to grow lettuce for harvesting year round!

Für mich gibt es fast nichts schöneres, als täglich raus auf den Balkon zu gehen und meine Pflanzen zu betrachten, zu gießen und zu ernten. So ein bisschen buntes Grünzeug macht sich neben fast allen Gerichten gut und bringt Frische und Verbundenheit zum Nahrungsmittel.

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