Hier geht’s zu Teil 1.
Im ersten Teil meines Blogbeitrags habe ich über Brainstorming & Planung, die Wahl der Location, Einladungen & Papeterie, lokale Dienstleister, Kleidung & Outfits, sowie Blumen & Tischgestecke geschrieben.
Hier geht es jetzt weiter mit den letzten 6 Tipps für eine nachhaltige Hochzeitsfeier.
Wenn man sich bei pinterest oder anderen Anbietern Hochzeitsfeiern und Deko ansieht, bekommt man schnell das Gefühl, dass alles perfekt, neu und extravagant sein muss. Es passt dort immer alles zusammen: die weißen Tischdecken, die pompösen Blumengestecke, die Farbe der Kerzen, der Glanz der Gläser, das polierte Besteck und das edle Geschirr. Am besten hat noch jeder Stuhl eine eigene Husse oder ist individuell verziert mit Satinbändern. Auf den Platzteller finden sich teure, einzigartige Gastgeschenke. Auch die Locations an sich strotzen oft nur so vor aufwendigen Lichtinstallationen, weiteren, eindrucksvollen Pflanzengestecken und sonstiger Dekoration.
Auch hier gilt es: Überlegt euch erst was ihr wollt. Schaut dann, wie ihr diese Dinge möglichst gebraucht bekommt oder sie selbst machen könnt. Wer bei ebay-kleinanzeigen „Hochzeitsdeko“ eingibt wird schier erschlagen vor Auswahl: Viele Brautpaare verkaufen dort ihre gesamte Hochzeitsdeko, angefangen von Servietten und Tischdecken, über Vasen, Kerzen und Trockenblumen. Viele Eventausstatter vermieten nicht nur Möbel, sondern auch Tischdecken, Geschirr, Besteck und Gläser. Vielleicht haben ja auch eure Verwandte oder Freunde noch ausreichend Inventar, um eure (kleine) Hochzeit auszustatten? Ansonsten ist einfach Kreativität gefragt: Alte Marmeladengläser können als Windlichter oder Vasen genutzt werden. Blumengestecke können aus Trockenblumen aus der Region gefertigt werden. Überall wimmelt es nur so vor kreativen DIY-Anleitungen für eure individuelle Deko. Und wer sagt denn schon, dass alle Tische gleich aussehen müssen? Für neue Produkte wie Tischdecken, Kerzen, Geschirr & Co werden wertvolle Ressourcen benötigt. Allein für die Herstellung von Kerzen werden pro Jahr circa 90.000 Tonnen Palmöl verbraucht (Quelle: regenwald.org). Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, bei der Deko nach Gebrauchtem & Geliehenem Ausschau zu halten.
Für unsere Hochzeit haben wir uns bei pinterest inspirieren lassen. Relativ schnell haben wir gemerkt, dass wir (glücklichweise) den gleichen Geschmack haben. Eine Art boho-vintage-Style sollte es sein. Auf den Tischen hatten wir weiße Tischdecken (gemietet hier), Leinen-Läufer (geliehen bei einer Freundin meiner Mutter), einfaches Geschirr & Gläser (von lokalen Verleihern). Die Vasen hat meine Schwester getöpfert, die Blumen haben wir – wie im ersten Teil beschrieben – selbst gesammelt und getrocknen. Die Blockkerzen haben wir alle gebraucht bei ebay-kleinanzeigen gekauft (hier haben wir komplett neue Blockkerzen bekommen, die für eine andere Hochzeit zu viel gekauft wurden – wie krass, oder?). Einzig die Leinenservietten und die Kerzenteller aus Glas haben wir neu gekauft und inzwischen auch wieder verkauft – über ebay-kleinanzeigen. Auf den Tellern selbst hatten wir unsere kleinen individuellen, selbstgemachten Gastgeschenke – aber dazu unter Punkt 10 mehr.
Neben den Tischen ist auch die restliche Deko der Location bei einer Hochzeit wichtig für die Atmosphäre. Ein echter Hingucker waren bei uns die dekorierten alten Vintagefenster. Diese haben wir geschenkt bekommen über – ihr ahnt es – ebay-kleinanzeigen! Es waren vier alte DDR-Fenster, die wir mit Hilfe eines Stiftes beschriftet und mit einigen selbst gesammelten Trockenblumen dekoriert haben. Die Tische für Geschenke und Essen waren ebenso mit geliehenen Leinentischdecken bedeckt. In den Bäumen und Sträuchern, sowie am/im Zelt hingen Lichterketten und Papier-Herz- & Pompom-Ketten. Die Lichterketten haben wir zum kleinen Teil gebraucht gekauft, zum großen Teil geliehen; zwei Lichterketten haben wir neu gekauft und inzwischen wieder verkauft. Insgesamt haben wir sehr viel mit Lichterketten gearbeitet, da unsere Hochzeit ja im Freien und im September stattfand und wir somit abends früher im Dunklen waren. Die Atmosphäre war dadurch einfach super gemütlich. Aus Mangel an Organisation haben wir relativ kurzfristig gemerkt, dass wir noch Teelichter und Stabkerzen für die Umgebung brauchten, sodass wir diese spontan gekauft haben.
Insgesamt war es uns wichtig, dass wir unsere Deko dezent, klar und persönlich halten. Vielleicht geben euch die Bilder in der unten stehenden Galerie ein paar Eindrücke.
Wer zur Hochzeitsfeier möglichst viel mietet bzw. leiht und nicht kauft, spart nicht zur Geld sondern umgelegt auch Ressourcen und CO2. Gemietete, bzw. geliehene Waren können so immer wieder ihrem Zweck dienen und verstauben nicht in jemandes Keller oder auf jemandes Dachboden – irgendwie auch ein tröstlicher Gedanke ;). Unter Punkt 4. „lokale Dienstleister_innen wählen“ des ersten Teils dieses Artikels habe ich bereits beschrieben, wie wichtig es ist, die Dienstleister_innen für seine Feier aus der Umgebung zu buchen. Dazu gehören eben auch Eventausstatter, die euch mit Möbeln, Geschirr/Besteck und teils auch Dekoration austatten können. Aber auch ganze Hochzeitsoutfits kann man sich mieten; viele Brautmodengeschäfte bieten inzwischen Kleider zum Verleih an. Auch Hochzeitsautos lassen sich mieten, oder ihr schaut einfach mal in eurer Nachbarschaft herum: Vielleicht steht dort ja euer Traumauto und der Nachbar leiht es euch für einen Tag? So haben es gute Freunde von uns gemacht und hatten so einen super coolen Oldtimer für ihren Hochzeitstag.
Bei uns war fast alles geliehen oder gemietet: Möbel, Zelt, Tischdecken und -läufer, Geschirr, Gläser & Besteck, Lichterketten. Einzig Leinenservietten, Kerzen und Kerzenteller haben wir uns gekauft (und wie o.g. unsere Outfits). Für uns war das alles vorallem auch aus Komfortgründen ultra angenehm: Einen bzw. zwei Tage vor der Hochzeit wurde alles geliefert, und anschließend am Tag danach wieder abgeholt. Für einen Hochzeitswagen konnten wir uns bis kurz vor der Hochzeit nicht entscheiden. Mir selbst war ein schönes Auto ehrlich gesagt noch wichtiger als Sebastian. Ich hatte wohl so ein Klischee-Brautpaar-vor-Auto-Foto im Kopf und dachte, ein schöner Hochzeitswagen wäre unbedingt notwendig. Ich wurde eines besseren belehrt: Wir sind einfach mit unserem alten Skoda Fabia, Baujahr 2008 zum Standesamt gefahren. Es ist zwar kein schönes Foto vor dem Auto entstanden, aber überraschenderweise ein wunderschönes im Auto. 🙂
Oh, das Essen! Wohl einer der wichtigsten Punkte für eine schöne Hochzeitsfeier. Hungrige Gäste, oder noch schlimmer einen hungrigen Bräutigam sind wohl kaum zumutbar ;). Beim Menü und der Hochzeitstorte solltet ihr auf Bioqualität achten. Fragt bei den Caterern nach, woher sie ihre Zutaten beziehen und achtet neben der Bioqualität möglichst auch auf Regionalität & Saisonalität. Auch Wein, Bier und Säfte könnt ihr von lokalen Erzeugern beziehen. Wie schön ist es für anreisende Gäste, regional gebrautes Bier oder gekelterten Saft zu genießen. Inzwischen gibt es sogar Caterer, die einen Großteil ihrer Produkte aus geretteten Lebensmitteln herstellen – SIRPLUS zum Beispiel. Gerade auch bei tierischen Lebensmitteln solltet ihr auf Bioqualität und Regionalität achten. Und auch ganz vegetarisch oder vegane Menüs kommen bei Gästen gut an, auch wenn es etwas Mut seitens der Gastgeber braucht ;).
Wir selbst haben unser Catering vom kopps in Berlin bezogen. Das kopps – 2015 von CNN zu den 15 besten vegetarischen Locations der Welt ausgezeichnet – ist ein veganes Restaurant in Berlin-Mitte. Sebastian und ich sind dort fast schon Stammgäste und so haben wir uns über deren Zusage, unser Hochzeitscatering organisieren zu können, riesig gefreut. Sebastian hat vor der Hochzeit mehrere Male mit dem Chefkoch persönlich telefoniert, um unser vielgelobtes Menü zu personalisieren. Ein kleiner Einblick: Kalte Vorspeisen: Tomaten Salat mit Basilikum, rote Zwiebel, Kalamata Oliven im Glas, Graupen Salat, Pilze, Karotte, Petersilie im Glas; Dips: Auberginen Creme mit Limette , Paprika Aioli, Süßkartoffel- Zitrone- Kokos-Koriander; Salate: Rote Beete- Apfel-Sonnenblume, v. Eiersalat, Blumenkohl-Curry-Aprikose, … ; Suppe: Selleriesuppe mit Walnuss-Petersilien-Pesto und Zitrone-Topinambur-Chips; Warmes: Kartoffel Knödel auf Kohlrabi Gemüse und Balsamico Linsen; Ratatouille wie im Film, … ; Desserts: Weiße Schokoladen Mouse mit Pfirsich, Himbeeren und Mandel, Dunkle Schokoladen Mouse mit Kirschen und Haselnuss, American Cheese Cake mit Blaubeeren Kompott. Das Catering wurde u.A. vom Chefkoch persönlich vor Ort aufgebaut und super liebevoll, fast schon perfektionistisch angerichtet und garniert.
Alles vegan und saisonal und von wirklich allen(!) Gästen (einschließlich Sebastians super kritischer Oma) über die Maßen gelobt. Ich sag es tatsächlich sehr gern und offen: Das Menü war das absolute Highlight auf unserer Feier!
Meiner Meinung nach sind Gastgeschenke völlig überbewertet. Immerhin „schenkt“ man sich und den Gästen ja schon ein ganzes Fest, warum dann noch Giveaways? Gekauft sind sie sind oft kurzlebig, unnötig und doll verpackt. Wer in diversen Onlineshops mal nach Gastgeschenkideen schmökert wird überhäuft mit teurem Schnickschnack – als ob so eine Feier nicht schon genug kosten würde. Ein bisschen nachhaltiger sind da schon kleine Samenpackungen oder Seedbombs mit Blumensamen für Bienenwiesen. Selbstgebackenes oder -gekochtes wie Marmeladen oder Sambal sind da schon individueller und ein schönes bzw. leckeres Andenken. Kleine Topfpflanzen wie Kakteen oder andere Sukkulenten sind eine weitere schöne Idee. Für den kleinen Geldbeutel: Wie wäre es mit kleinen individuellen Briefchen oder Nachrichten für die Gäste, die dann auf jedem Platz/ Teller platziert werden? Für den großen Geldbeutel: unverpackte Geschenke von oxfam gibt es schon ab 5 bzw. 9 € pro Geschenk.
Wir haben uns bezüglich der Gastgeschenke viele, viiiiele Gedanken gemacht. Denn trotz des aufwendig organisierten Fests möchte man ja jeder und jedem individuell einen Dank aussprechen. Und mal ehrlich: Als Gast freut man sich einfach über eine kleine Aufmerksamkeit, oder? Unser (kleines) Buget und (limitiertes) Zeitkonto war uns tatsächlich eine Hilfe: Wir haben aus selbst gesammelten Trockenblumen einfach kleine Blumensträußchen gebunden. Diese haben thematisch wundervoll zu den selbst gesammelten Trockenblumen für die Tischdeko gepasst und haben das minimalistisch-spätsommerliche Motto wunderbar aufgegriffen. Zum Schnüren der Sträußchen haben wir altes Garn verwendet und kleine Nachrichten auf einen Zettel angehangen. Auf der Vorderseite stand „für dich“ und auf der Rückseite Wünsche, die wir sowohl uns für unsere Ehe, als auch den Gästen wünschen, beispielsweise „Harmonie“, „Sonnenschein“, „Humor“, „guten Wein“, „Freiheit“, usw.
Am Ende haben fast alle Gäste ihre Sträuße mitgenommen und für sich aufbewahrt. Für uns war es das perfekte Gastgeschenk – individuell, kostenlos, umweltfreundlich und wunderschön :).
Eine Geschenkeliste zur Hochzeit, die bei der Brautmutter hinterlegt wird, stammt aus der Zeit, als mit Eheschließung noch ein neuer Hausstand gegründet wurde. Das ist heute fast immer obsolet. Dennoch: Sich garnichts zu wünschen, ist irgendwie auch nicht schön. Und als Gast möchte man ungern mit leeren Händen zu einer Hochzeit erscheinen. Falls ihr selbst materiell „wunschlos glücklich“ seid, könntet ihr euch über Oxfam.unverpackt, Borneo Orangutan Survival (BOS) oder regenwald.org „beschenken“ lassen. Von einer Ziege, über Milch für Orang-Utan-Babys bis hin zu einem Stück Regenwald ist hier alles dabei. Die Beschenkten bekommen dann symbolische Kühlschrankmagneten, Spendenurkunden oder Grußkarten. Falls ihr doch konkrete materielle Wünsche habt, könntet ihr euren Gästen gegenüber kommunizieren, dass die Geschenke möglichst nachhaltig verpackt werden sollten.
Wir haben uns von unseren Gästen finanzielle Unterstützung für unsere Feier gewünscht. Wie ihr auf dem unten stehenden Bild seht, sind dennoch einige konkrete Geschenke zusammen gekommen. Teils in Plastik, teils in wiederverwendbaren Boxen und Tüten verpackt. Letztendlich haben wir tatsächlich verpasst, unsere Gäste zu bitten, nichts in Plastik zu verpacken – natürlich haben wir uns dennoch über jedes einzelne Geschenk gefreut :)..
Auch bei der Hochzeitsreise könnt ihr das nachhaltige Konzept eurer Green Wedding weiter durchziehen. Fahrt mit Bus & Bahn, bleibt möglichst in Europa, beziehungsweise passt eure Aufenthaltsdauer an die Destination an, falls ihr doch weiter weg reist. Tipps für nachhaltiges Reisen findet ihr hier. Das bei Flügen ausgestoßende CO2 könnt ihr über diverse Projekte kompensieren.
Wir hatten nach unserer Hochzeitsfeier noch eine Woche Urlaub und haben relativ spontan entschieden, nach Dänemark zu fahren. Dafür haben wir uns ein Auto gemietet, um vor Ort flexibel zu sein. Wir hatten eine wunderschöne, zweisame Woche und Dänemark wird auf jeden Falls demnächst wieder ein Reiseziel werden. Ursprünglich wollten wir für mehrere Wochen nach Indonesien fliegen. Dies war aufgrund der aktuellen Pandemielage aber leider nicht möglich. Die Indonesienreise wird hoffentlich im nächsten Jahr nachgeholt – geplant sind 2 bis 3 Monate vor Ort. Drückt uns die Daumen!
Nun denn, das war’s mit meinen 12 Tipps für eine nachhaltige Hochzeitsfeier. Es folgt ein Fazit und eine kleine Zusammenfassung. Und vergesst das wichtigste bei aller Nachhaltigkeit nicht: Es geht nur um euch zwei – nicht mehr und nicht weniger :).
1. Planen, planen, planen: Wenn ihr möglichst detailliert plant, beugt ihr Spontan- und Notkäufen.
2. Was wollt ihr wirklich? Wenn ihr das wisst, könnt ihr euch von vorgegebenen Standards und Wunschvorstellungen befreien und bestenfalls jede Menge Abstriche machen.
3. Weniger ist besser: Weniger neu kaufen, weniger dekorieren, weniger Gäste, weniger wollen.
4. So viel wie möglich mieten und leihen, anstatt neu zu kaufen.
5. Ihr müsst nicht perfekt sein. Denn keiner schafft es, 100% nachhaltig zu feiern – das ist ja schon ein Widerspruch in sich. Mit jedem kleinen, nachhaltigen Schritt leistet ihr einen wichtigen Beitrag.