Green Wedding - 12 Tipps für eine nachhaltige Hochzeit

und meine ehrliche Erfahrung

Teil 1 von 2

So schnell kann’s gehen: Ich bin verheiratet. Für meinen Freund Mann Sebastian und mich war von Anfang an klar, dass wir unsere Hochzeit möglichst nachhaltig feiern möchten. Dass es dabei um mehr geht als pflanzenbasiertes Essen, Plastikreduktion und minimalistische Deko haben wir schnell gemerkt.

In diesem Blogbeitrag teile ich mit euch 12 Tipps für eine nachhaltige Hochzeit – mit meiner ehrlichen Erfahrung dazu. Teilweise gehe ich dabei auch auf sehr persönliche Details ein, mit denen sicherlich nicht jede_r von euch überein geht. Letztendlich ist eine Hochzeitsfeier und die vorherige Planung etwas sehr individuelles und jedes Brautpaar muss für sich entscheiden, was ihm wichtig ist. 

1. Brainstorming & Planung

Zunächst gilt es herauszufinden, was ihr wollt. Es geht um das grobe Gerüst: Wer soll eingeladen werden? Wieviele Leute dürfen es maximal sein? Soll die Hochzeit im Freien oder drinnen stattfinden? Wie lang sollen die Feierlichkeiten gehen: einen Nachmittag, einen Tag, ein Wochenende?

Wenn das Gerüst soweit steht, könnt ihr euch Gedanken darüber machen, was ihr wirklich wollt, bzw. braucht. Und wo ihr entsprechend Abstriche machen könnt. Außerdem beugt eine frühe, vorrauschauende und detaillierte Planung Last-Minute-Stress /-Käufen vor.

Uns wurde im Zuge der Planung eins bewusst: Wir brauchen zum Heiraten nur uns zwei und eine_n Standesbeamten_in. Als uns das klar wurde, konnten wir die ganze Planung mit einem viel freieren Geist angehen. Wir haben tatsächlich auch darüber diskutiert „nur“ zu zweit zu heiraten. Das fanden wir romantisch und irgendwie auch besonders. Dennoch wurde uns schnell bewusst, dass wir diesen besonderen Tag mit unseren Liebsten teilen wollten. Eingeladen wurde, wen wir von ganzem Herzen dabei haben wollten. Und ja, das bedeutete für uns, dass wir einen Großteil der Verwandtschaft nicht eingeladen haben. Stattdessen wollten wir enge und langjährige Freunde dabei haben. Menschen, die unser Leben und unsere Hochzeit bereichern würden. Gleichzeitig stimmten wir überein, dass unsere Hochzeit in „kleinem“ Rahmen stattfinden soll. Trotz dieser Abstriche wurden immerhin rund 40 liebe Menschen eingeladen.

Aufgrund der bestehenden Coronapandemie waren wir während der Planung unserer Feier mit vielen Hürden konfrontiert. Angefragte Locations, Caterer und Möbelvermieter konnten uns bis einige Wochen vor dem Termin keine festen Zusagen geben. Aber gerade wegen dieser aufkommenden Probleme konnten wir filtern und uns darüber bewusst werden, was wir wollten. Letztendlich war die einzig feste Zusage die unserer Nachbarn und damit stand  unsere Location fest: Wir feiern im Garten! 

2. die Wahl der Location

Die Anreise eurer Gäste zum Veranstaltungsort ist tatsächlich eine der größten Faktoren wenn es um den CO2-Abdruck eurer Hochzeit geht. Eine Feier nahe des eigenen Wohnorts, bzw. nahe des Wohnorts der meisten Gäste ist da nicht nur umweltfreundlicher, sondern erfordert für euch und eure Gäste am wenigsten logistischen Aufwand. Denn die Anfahrtsplanung und ggf. auch die Organistation von Übernachtungsmöglichkeiten fallen überlicherweise in den Aufgabenbereich des Brautpaars oder zumindest der Trauzeugen. Inzwischen bieten auch einige Bio-Hotels Hochzeitsservices an. Das ist in vielerlei Hinsicht praktisch: Wer den Service eines nachhaltigen Veranstalters in Anspruch nimmt, spart sich  die Suche nach einem ökologischem Menü für die Feier, gleichzeitig habt ihr Servicekräfte und auch die Unterkunft für die Gäste (und euch). 

Aus finanziellen Gründen kam für uns ein All-inclusive-Paket nicht in Frage. Außerdem hat uns persönlich bei so einem Paket die Individualität gefehlt. Die Zusage unserer Nachbarn, in deren Garten feiern zu dürfen, war für uns einfach perfekt. So konnten wir wirklich den kompletten Abend nach unseren eigenen Wünschen gestalten. Das bedeutete jedoch etwas mehr Planung: Wir brauchten ein Zelt, einen Caterer, Möbel und Helfer. Zur Feier am Abend mussten rund 20 unserer Gäste anreisen (die Entfernung lag im Schnitt bei 250-280km, eine Person reiste 650km). Die anderen 20 Personen kamen aus dem Umkreis mit max. 35 km Anfahrt. Unsere Feier zu Hause hatte noch einen entscheidenden Vorteil für uns: Wir selbst hatten für Deko, Essen und weiteres keinen Anfahrtsweg und konnten im Vorhinein alles zu Hause zurechtlegen. Und nach der Feier konnten wir in unserem eigenen (Ehe)Bett schlafen :).

3. Einladungen und weitere Papeterie

Der bewusste Umgang mit Papier gehört bei vielen schon zum Alltag. Auch bei Hochzeitseinladungen & Co lohnt es, sich Gedanken zu machen. Im Optimalfall schont ihr damit nicht nur die Bäume, sondern auch euer Portemonnaie (Druck- und Portogebühr). Braucht ihr wirklich separate Save-the-date-Karten? Oder tut es auch eine digitale Version? Wie sollen die Einladungen aussehen? Wie erhalten eure Gäste die Weg- und Anfahrtsbeschreibungen? Wo werden Menü und Programm notiert? Vielleicht reicht es auch Oma, Opa und die Eltern mit gedruckten Karten zu versorgen und die Freunde bekommen die Einladungen per Email? Wer nicht vollends auf digitale Versionen umsteigen will, kann eine der inzwischen zahlreichen Onlineanbieter (z.B. dieUmweltdruckerei) in Anspruch nehmen. Diese drucken eure Einladungen auf Recyclingpapier und mit umweltfreundlichen Farben, versenden zum Teil auch plastikfrei. Dennoch: Letztendlich werden Einladungen und Karten – seien sie noch so liebevoll gestaltet – irgendwo verstaut oder weggeworfen. Geld und Ressourcen könnten also sinnvoller eingesetzt werden.

Da unser Tages-/Abendprogramm bis einige Wochen vor der Hochzeit noch garnicht feststand, haben wir auf gedruckte Einladungen verzichtet. Stattdessen bekamen alle Gäste die Einladungen und Anfahrtsbeschreibungen als pdf-Datei per Email. Ausgedruckt haben wir letztendlich nur folgendes: Eine kleine Dankeskarte mit ein paar lieben Worten und rückseitig gedrucktem Menü für den Abend der Hochzeitsfeier. Diese wurden auf jeden Platz/Teller gelegt und waren Teil der Tischdeko. Für den Druck haben wir auch kein neues Papier gekauft, sondern hatten noch ausreichend geeignetes Druckerpapier zu Haus. Auch auf Tischkarten oder Namensschilder für eine Sitzordnung haben wir verzichtet. Bei uns konnte jeder sitzen, wo sie oder er wollte :).

4. lokale Dienstleister_innen wählen

Florist_innen, Konditor_innen, Catering, Möbelverleih und Fotograf_in sind wohl die am häufigsten für eine Hochzeit in Anspruch genommenen Dienstleister. Eine ganze Reihe also. Wer hier auf lokale, regionale Dienstleister_innen setzt, kann nicht nur Geld für beispielsweise Anfahrtskosten sparen, sondern unterstützt auch die Region und kleinere Unternehmen.

Für unsere Feier brauchten wir tatsächlich für alle Bereiche, bis auf die Deko, externe Dienstleister_innen. Den Brautstrauß und das Herrengesteck hat der Potsdamer Florist Blume Sühr zusammengestellt. Für die Hochzeitstorte haben wir diverse Lieferanten und Konditoren aus Potsdam und Berlin angefragt und uns letztendlich entschieden, eine eigene Torte zu backen. Die gesamten Möbel für unsere Hochzeit bezogen wir über einen ortsansässigen Eventmöbelverleih. Und die wunderschönen Fotos für unsere Hochzeit hat ein Freund von Sebastian gemacht. Diese haben wir dann als Hochzeitsgeschenk von ihm geschenkt bekommen – das war das wohl schönste und besonderste Geschenk von allen :). Zum Catering  berichte ich unter Punkt 9. Menü: regional & saisonal (Teil 2).

Auf den Bildern unten seht ihr die für uns gedeckten Tische im Park der Villa Schöningen. Hier haben wir nach der standesamtlichen Trauung mit den Gästen Kaffee & Kuchen zu uns genommen. Die Stimmung war gelassen und total entspannt, dank der tollen Leistung der Cafémitarbeiter_innen und -leitung. Es gab Kuchen aus regionalen, ökologischen Zutaten, Bio-Limo und -Kaffee. Die Deko bestand aus einfachen Papiergirlanden (wie im Bild zu sehen) und Äpfeln, Birnen, Kastanien und Blumen aus dem Parkgarten – regionaler geht’s wohl kaum.

5. Kleidung & Outfits

Das Brautkleid und der Anzug des Bräutigams sind unweigerlich ein oder sogar der Mittelpunkt auf der Hochzeit. Oft geben Braut und Bräutigam horrende Summen für ihre Outfits aus – die Herkunft der Textilien, der Produktionsort des Anzugs bzw. des Kleides und der Vertrieb liegen dabei selten in Deutschland bzw. Europa. Beim Kauf kann auf Zertifizierungen wie GOTS, IVN oder Fair Wear Foundation geachten werden, um eine ökologische bzw. sozial verträgliche Textilproduktion und/oder Naturfasern zu garantieren. Deutsche Labels für Brautkleider sind beispielsweise Elementar Brautkleider oder noni. Weitere nachhaltige, europäische Marken sind Luna Bride (England), Yoora Studio (Slowakei) oder Indiebride (England).

Aber auch wer kein neues Kleid kaufen möchte, kann auf bereits getragene Kleider, z.B. auf kleiderkreisel oder stillwhite fündig werden. In größeren Städten gibt es auch Second Hand-Läden speziell für Brautkleider, bzw. Brautmodengeschäfte, die den Verleih eines Brautkleids anbieten. Oft ist es aber mit einem Kleid allein nicht getan: Es fehlen Brautschmuck, -schuhe, -unterwäsche. Bei Brautschmuck und -schuhen fällt es vielleicht leichter, auf gebrauchtes oder geliehenes zurückzugreifen. Auch hier können o.g. Anbieter weiterhelfen. Auch auf ebay-kleinanzeigen kann man fündig werden. Und vielleicht gibt es auch bei Oma, Mama, Freundinnen oder Bekannten die Möglichkeit, zumindest Teile des Outfits auszuliehen.

Das gleiche gilt natürlich auch für Gäste und insbesondere Brautjungfern/Trauzeugen. Muss es unbedingt ein Dresscode sein? Wie wär’s mit dem Dresscode „keine neuen Klamotten“? Für Brautjungferns reicht es vielleicht auch aus, nur bestimmte Farben oder einen gewissen Stil vorzugeben. Oft wird die Feier durch bunte und gemischte Outfits erst so richtig farbenfroh.

Für mich war schon lange klar, dass ich für ein Kleidungsstück, das ich voraussichtlich nur an einem Tag meines Lebens anziehen werde, kein Monatsgehalt ausgeben will. Und das ist leichter gesagt als getan, wenn es um Brautkleider geht. Mit einer Freundin war ich bei Fräulein Weiß in Berlin-Schöneberg. Hier werden Second Hand-Kleider angeboten, die unter 1000€ kosten. Ich hatte viele schöne Kleider an, aber keines hatte den „Aha“-Effekt. Letztendlich habe ich mich relativ spät um ein Brautkleid bemüht und das war der Fehler. Ich habe auf ein Kleid eines großen Onlineanbieters zurückgegriffen. Mein Kleid war nicht als „Brautkleid“, sondern als „weißes Ballkleid“ ausgeschrieben und hat deshalb nur ein zehntel eines „normalen“ Brautkleids gekostet. Von o.g. Zertifizierungen brauche ich bei der Preiskategorie wohl garnicht erst anfangen. Ich war einfach nur erleichtert, ein Kleid gefunden zu haben, das mir nach kleinen Änderungen bei der Schneiderin perfekt gepasst hat, in dem ich mich wohlgefühlt habe und in dem ich frei atmen konnte. Mein Kleid war tatsächlich ein großer Kompromiss bei der ganzen Planung der Hochzeit. 

Da ich kein Typ für Highheels/Pumps bin, mein Freund Mann nur unwesentlich größer ist als ich und ich ultra gern in einfachen Sandalen oder Latschen herumlaufe, entschied ich mich zu meinem Kleid ein Paar Sandalen von ZOURI zu tragen. Meine Sandalen sind aus Bio-Leinen, fairem Bio-Kautschuk und recycelten Plastikflaschen aus dem Atlantik gefertigt. Als Schmuck trug ich neuen Haarschmuck und alte Ohrringe.

6. Blumen & Tischgestecke

Schnittblumen für Brautsträuße und Tischgestecke wachsen häufig in beheizten Gewächshäusern in den Niederlanden oder kommen aus afrikanischen Entwicklungsländern. Hier arbeiten Frauen oft unter niedrigsten Löhnen. Also nicht gerade regional oder fair – von der Klimabilanz ganz zu schweigen. Bei eurem ortsansässigen Florist_innen könnt ihr euch über regionale und auch saisonale Schnittblumen beraten lassen. Einen Saisonkalender für Schnittblumen findet ihr hier und hier. Für den Brautstrauß kann man neben regionalen Blumen auch regionales Grün einplanen: Farne und Efeu sehen in Sträußen toll aus!

Den Mittelpunkt der Tischdeko muss nicht zwingend ein aufwendiges Tischgesteck bilden. Mit Topfpflanzen oder Trockenblumen können ebenfalls richtige Hingucker gezaubert werden.

Wir haben uns bei o.g. lokalem Floristen über saisonale Blumen für meinen Brautstrauß und Sebastians Herrengesteck beraten lassen. Neben regionalen Blumen sind aber auch exotische (Protea und Eukalyptus) in meinen Blumenstrauß gewandert. Dafür haben wir bei der Tischdeko komplett auf regional gesetzt. Wir haben auf spätsommerlichen Spaziergängen Wiesen und Wälder in Potsdam besucht. Hier fanden wir diverse getrocknete Gräser, aber auch Silberblätter und weitere Trockenblumen. Die Dolden getrockneter Möhrenblüten gab’s auf unserem Balkon. Und Schleierkraut hatte ich noch  getrocknet zu Hause bzw. habe ich von einer lieben Freundin bekommen, die kurz vor uns geheiratet hat. So kamen unsere Sträuße für die Tische für  0€ zusammen.

Die wunderschönen Vasen für die Sträuße hat meine Schwester getöpfert. Insgesamt haben wir unsere Tischdeko sehr dezent und eher minimalistisch gehalten. Aus einem Teil der Trockenblumen habe ich kleine Sträuße als Gastgeschenke gebunden (siehe Bild unter Punkt 3. Einladungen und weitere Papeterie). Ein weiterer Teil der gesammelten Trockenblumen  kam noch als Deko abseits der Tische zum Einsatz.

hier geht’s weiter zu Teil 2 von 2

02.11.20

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